Ist Ihr Produkt ein Instrument, um den Menschen zu digitalisieren?
Michael Gasser: Nein, es ist ein technisches Hilfsmittel, das unterstützend wirkt. Es liefert Profisportlern ein objektives Feedback ihrer persönlichen Bewegungsdaten. Dies ist hilfreich, um sich gegen Mitstreiter durchsetzen zu können, denn heutzutage entscheiden im Spitzensport Hundertstelsekunden über Sieg oder Niederlage. Unser Produkt ist ein Werkzeug, mit dem das Training besser gesteuert und Verletzungen vorgebeugt werden kann.
Aber nimmt es dem Menschen nicht irgendwo die Fähigkeit, auf seinen eigenen Körper zu hören?
Benjamin Habegger: Was unser Produkt misst, kann der Athlet gar nicht selber spüren und messen, so beispielsweise die Bodenkontaktzeit. Er spürt vielleicht seine Ermüdung und wie gut es ihm geht, aber sehr spezifische Parameter können nur mit moderner Technologie erfasst werden. Mit den Messungen unserer Sensoren kann man im Nachhinein genau bewerten, ob sich gewisse Parameter verbessert haben oder nicht, und so beurteilen, ob eine Trainingsmethode gut anschlägt.
«Diese Suche nach einem Sinn ist es, die den Menschen ausmacht.» B.H.
Wie sind Sie auf die Idee zur Entwicklung dieses Produkts gekommen?
M. G.: Wir haben zusammen studiert und an einem Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sport BASPO gearbeitet. Aus der Projektarbeit wurde eine Masterarbeit, und dann haben wir uns dazu entschieden, das Produkt weiterzuentwickeln, und damit unsere eigene Firma gegründet. Für uns war von Anfang an klar, dass das Produkt eine Zukunft hat.
B. H.: Wir haben die Technologie entwickelt, um die Ansprüche der Trainer umzusetzen und deren Wünsche, was gemessen werden soll. Den Anstoss haben also die Trainer gegeben. Wir verfügen über eine sehr lange Wunschliste von ihnen, die wir erfüllen könnten. Es wird sehr viel nachgefragt, und wir müssen schliesslich entscheiden, ob sich das mit sinnvollem Aufwand realisieren lässt und ob es einen Markt dafür gibt.
Ihr Thema ist Digitalisierung und Sport. Welchen Bereich unseres Lebens hat die Digitalisierung bisher am stärksten verändert?
Damian Weber: Vor allem die Art, wie wir kommunizieren, hat sich mit den digitalen Technologien sehr stark verändert. Und die Erreichbarkeit: Heute wird fast vorausgesetzt, immer und überall erreichbar zu sein. Das war früher anders.
B. H.: Die Digitalisierung hat aber auch die Konkurrenzsituation auf dem Markt verschärft. Heute kann man ein gewünschtes Produkt online kaufen, die Informationen dazu sind ebenfalls online verfügbar, und wenn ein Online-Shop gerade nicht erreichbar ist, geht der Käufer mit wenigen Klicks zum nächsten. Die Konkurrenz ist gross und der Kunde hat mehr Macht.
«Die Frage der Singularität ist noch nicht beantwortet.» D.W.
Sind Sie persönlich 24 Stunden am Tag erreichbar für das Geschäft?
D. W.: Ich geniesse es zwar, wenn ich mal nicht verfügbar bin, aber ich brauche es nicht über einen langen Zeitraum. Und in den Ferien ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich die E-Mails checke.
M. G.: Ja, ich persönlich brauche keine Offline-Oasen. In den Ferien habe ich es zwar auch genossen, einmal eine Woche offline zu sein, aber ich habe es nicht speziell gesucht.
B. H.: Wenn ich in den Sommerferien 14 Tage weg bin, achte ich sehr darauf, dass ich nicht erreichbar bin. Ansonsten sind wir
alle ständig erreichbar. Was vielleicht auch damit zu tun hat, dass es unsere eigene Firma ist. Würden wir für ein anderes Unternehmen arbeiten, wäre es vermutlich einfacher, Abstand zu halten.
Wo bleibt das Menschliche? Oder anders gefragt: Wann kommunizieren Sie persönlich?
M. G.: Je wichtiger etwas ist, umso persönlicher sollte der Kontakt sein.
B. H.: Sehr viel Kommunikation erfolgt digital. Wichtig ist, dass man sich zumindest einmal gesehen hat, damit man weiss, mit wem man kommuniziert. Das macht vieles einfacher.