Die nachhaltige Stadt

Die nachhaltige Stadt: Natur, Mensch und Zukunft im Einklang

Eine nachhaltige Stadt harmonisiert die Nachhaltigkeitsaspekte «Planet», «People» und die Wirtschaft, die neue «Perspectives» sucht, auf einem geografisch überschaubaren Gebiet. Das ist auch dringend nötig. Denn Schätzungen zufolge werden bis 2050 fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Mehr als 80 Prozent der globalen Wirtschaftsaktivität konzentrieren sich in urbanen Gebieten. Diese nehmen zwar nur 3 Prozent der Weltoberfläche ein, verbrauchen jedoch drei Viertel der globalen Ressourcen1.

Die nachhaltige Stadt peilt vor allem Ziel 11 der Sustainable Development Goals an. Dieses will die städtische Umweltbelastung pro Kopf senken, insbesondere mit Blick auf die Luftqualität und den Umgang mit Abfall. Die Stadt soll sich inklusiver und nachhaltiger entwickeln. Zudem soll der allgemeine Zugang zu sicheren und inklusiven Grünflächen und öffentlichen Räumen sowie zu bezahlbarem Wohnraum und Transportsystemen gewährleistet sein. Aus diesem Bestreben eröffnen sich einer Stadt diverse Handlungsfelder.

1 «17 Ziele für nachhaltige Entwicklung», EDA, 2021

Gesundes Grün

Nachhaltig ist nicht gleich grün. Aber Grünflächen sind Teil eines nachhaltigen Lebensraums. Sie helfen mit, dass sich urbane Gebiete regenerieren, Arten erhalten bleiben und CO2 absorbiert wird. Eine «Sponge City» unterhält Grünflächen, die Regenwasser filtern und für die Weiternutzung sammeln. Auch mit Massnahmen wie vertikalen Wäldern, Miniwäldern oder der Umnutzung von städtischen Anlagen wird die «grüne» Kraft freigesetzt.

Langfristig mobil bleiben

Mobilität ist ein städtisches Schlüsselthema. An der Spitze einer nachhaltigen Mobilität stehen der öffentliche Nahverkehr, das Radfahren und Zufussgehen. Alles Lebensnotwendige soll in 20 Minuten erreichbar sein. Wer clever pendelt, setzt auf eine dynamische, algorithmenbasierte Routenplanung. Für erfolgreiche E-Mobilität braucht es eine entsprechende Ladeinfrastruktur, staatliche Förderprogramme oder neue Nutzungsformen wie Elektro-Carsharing. Zum Beispiel können Stadtteile eine Flotte elektrischer Fahrzeuge gemeinsam nutzen.

«Eine nachhaltige Stadt nutzt die Intelligenz neuer Informationstechnologien.»

Energetisch eigenständig

Eine nachhaltige Stadt strebt Energieneutralität oder -autarkie an. Schon heute fordern gewisse Kantone erneuerbare Energien bei Neubauten und fördern diese finanziell. Auch bioklimatisches Bauen hält Einzug. Dabei werden Baumethoden und -stoffe verwendet, die den Energieverbrauch reduzieren. Gebäude werden so konzipiert, dass sie sich selber mit Strom versorgen, etwa durch den Einbau von Solarzellen direkt in die Fensterflächen.

Impulse für Wirtschaft und Leben

Keine Stadt ohne Wirtschaft. Darum baut eine nachhaltige Stadt ein innovatives, ressourcenschonendes und offenes Wirtschaftssystem, das auf Vernetzung, Kooperation, Kreislaufwirtschaft und flexible Arbeitsmodelle setzt. Damit erhöht sie ihre Krisenresilienz und verringert Klimarisiken. Digitale Erneuerungen bringen wertvolle Impulse für die Wirtschaft. Es entstehen neue Geschäftsfelder mittels fortschrittlicher Technologien. Das stärkt die Grundlage für ein barrierefreies, gemeinschaftliches, sicheres und gesundes Leben, das auf Chancengleichheit beruht.

Von nachhaltig zu intelligent

Eine nachhaltige Stadt nutzt die Intelligenz neuer Informationstechnologien, um die Funktionsweise und Verwaltung ihrer Ressourcen zu optimieren und Kosten zu senken. Sie wird zur sogenannten Smart City. Als solche sammelt sie Daten, mit denen sie ihr Dienstleistungsangebot beispielsweise für Strom, Wasser, Verkehr, Abfall, Schulen oder Krankenhäuser kontrolliert und anpasst – manchmal in Echtzeit.

Mit gutem Beispiel voran

Auf der Liste der aktuellen Beispiele für nachhaltige Städte dürfen London, Stockholm, Kopenhagen, Oslo, Frankfurt oder Zürich nicht fehlen. Weniger bekannt ist Kitakyushu. Das ehemalige Zentrum der Schwerindustrie, das die japanische Wirtschaft ankurbelte, mass in seiner Dokai-Bucht in den 1960er-Jahren einen Sauerstoffwert von nahe null. Spitzname: «Meer des Todes». Heute darf sich die Stadt erste Ökostadt Japans nennen.

Für Smart Citys gibt es ebenfalls imposante Vorzeigemodelle. Die Waven City auf dem ehemaligen Fabrikgelände von Toyota ist energieautark und emissionsfrei. Das Kraftwerk der Stadt Kashiwanoha ist revolutionär. Seine Smart-Grid-Anlage mit einem der grössten Lithium-Ionen-Speicherzellensysteme Japans sowie solar- und gasbetriebenen Notstromaggregaten haben dazu beigetragen, den städtischen Spitzenstromver-brauch um mehr als ein Viertel zu reduzieren.

Auch in der Schweiz sind zahlreiche Bestrebungen im Gang, um nachhaltige urbane Lebensräume zu schaffen. Das Future Cities Laboratory als Kooperation der ETH und diversen Universitäten in Singapur hilft, Städte und Siedlungssysteme durch Wissenschaft nachhaltig zu gestalten. Die SmartCity Alliance stellt einen Marktplatz für Wissenstransfer, Qualitäts- und Investitionsschutz dar. Und Pionierstädte2 wie Winterthur, Pully oder Zug gelten als Vorreiter für Smart-City-Initiativen3, die vielversprechende Wirkung zeigen.

2 «Leitfaden zur Umsetzung von Smart-City-Initiativen in der Schweiz», energieschweiz, 2019
3 «Strategie Smart City Winterthur», Stadt Winterthur, 2018