Die hohe Kunst der Verletzlichkeit
«Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann zu glauben, wenn man weiss, dass man an seiner Stelle lügen würde», so der US-amerikanische Schriftsteller und Kulturkritiker Henry Louis Mencken. Vertrauensforscher definieren Vertrauen als «Bereitschaft, sich verletzlich zu zeigen». Dazu gehört erstens der Glaube, dass der andere kein Egoist ist oder dass ein Unternehmen nicht nur den Gewinn maximieren will. Dazu gehört zweitens die Intuition, dass man sich auf Versprechungen verlassen kann. Und dazu gehört drittens die Hoffnung, dass sich Vertrauen irgendwann auszahlt. Die wissenschaftliche Definition von Vertrauen ist umstritten. Denn Begriffe wie Gefühle, Irrationalität, Verletzlichkeit, Glaube oder Hoffnung haben in der ökonomischen Welt der harten Fakten einen schweren Stand – obwohl Vertrauensbeziehungen auch und gerade hier überlebenswichtig sind.
Quellen: Prof. Dr. Antoinette Weibel, Forschungsinstitut für Arbeit und Arbeitswelten,
Universität St. Gallen; Mayer, Davis & Schoorman, 1995; Rousseau, Sitkin, Burt & Camerer, 1998