Vertrauen heisst entwickeln

Vertrauen spielt für PwC Schweiz eine Schlüsselrolle – im Firmenzweck ist festgehalten, das Vertrauen in der Gesellschaft aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Stefan Räbsamen, neuer Verwaltungsratspräsident von PwC Schweiz, detailliert die Tragweite dieses Anspruchs. Er erläutert, welchen Wertbeitrag an die Gesellschaft geleistet wird und inwiefern er Vertrauen als Grundlage für Entwicklung sieht.

Magazin: Vertrauen in der Gesellschaft – September 2019

Herr Räbsamen, was bedeutet Vertrauen für Sie persönlich?

Drei Dinge: Erstens heisst es für mich, geerdet zu sein und mit beiden Füssen im Leben zu stehen. Zweitens bedeutet es, auf die eigenen Fähigkeiten und diejenigen seiner Mitmenschen zu vertrauen. Und drittens setze ich Vertrauen mit dem Mut gleich, sich selber infrage zu stellen. Denn daraus eröffnen sich einmalige Entwicklungschancen.

Was bedeutet der Firmenzweck «Vertrauen in der Gesellschaft aufbauen und wichtige Probleme lösen» für die Schweizer Gesellschaft?

Als Wirtschaftsprüfer geben wir der Gesellschaft die Sicherheit, dass die Abschlüsse der geprüften Unternehmen vollständig und korrekt sind. Dieser Wertbeitrag wird als solcher wahrgenommen. Durch unsere weiteren Dienstleistungen helfen wir, Probleme zu lösen, und schaffen dabei einen wirtschaftlichen Mehrwert, der regelmässig der Gesellschaft als Ganzes zugutekommt.

Des Weiteren ist es uns wichtig, auch über unsere Kerntätigkeit hinaus einen gesellschaftlichen Beitrag  zu leisten. Im Rahmen unserer Corporate Responsibility verfolgen wir die unterschiedlichsten Initiativen, etwa die Equal-Salary-Zertifizierung, die Reduktion unseres ökologischen Fussabdrucks, die Freiwilligenplattform Alaya, die Unterstützung von sozialen Unternehmerinnen und Unternehmern im Rahmen  der Zürcher Social Entrepreneurship Initiative & Foundation (SEIF) oder die Projektpartnerschaft mit «Schweizer Jugend forscht».

Stefan Räbsamen
Partner und Verwaltungsratspräsident, PwC Schweiz

In welchen Situationen ist Vertrauen besonders wichtig? Wann ist Kontrolle besser?

Vertrauen ist überall dort zentral, wo es ums Wachsen und Entwickeln geht, sei dies bei Menschen, Organisationen oder Volkswirtschaften. Kontrolle ist dann angebracht, wenn man wissen möchte, wie schnell oder erfolgreich Entscheidungen umgesetzt werden. Dabei kann Kontrolle Leitplanken setzen. So gesehen ist Kontrolle nichts Negatives, sondern stärkt das Vertrauen.

Wie entwickeln Führungskräfte Vertrauen in ihre Teams?

Dafür gibt es kein Erfolgsrezept. Das hat viel mit Persönlichkeit und Charisma zu tun. In einer Krise zum Beispiel kann ein instruktiver Top-down-Führungsstil Sicherheit und Vertrauen schenken. Denn die Mannschaft ist froh, dass sie sich auf die klaren Anweisungen und Fähigkeiten ihres Vorgesetzten verlassen kann.

Im normalen Wirtschaftsleben wollen die Mitarbeitenden verstehen, warum sie etwas tun oder lassen sollen. Da bietet sich ein integrativer Führungsstil an, bei dem die Führungskraft ihre Mitarbeitenden in den Entscheidungsprozess einbezieht und ihnen als Coach zur Seite steht. So schöpft sie das volle Potenzial ihrer Leute zugunsten des Firmenerfolgs als auch der Weiterentwicklung der Mitarbeitenden aus. Das verstehe ich übrigens unter einer «unbossed company» – eine Firma mit Coaches statt Bossen. Der Begriff wird heute leider oft falsch interpretiert und mit Führungslosigkeit gleichgesetzt.

Was macht einen vertrauensvollen Arbeitgeber aus?

Er hat einen starken Firmenzweck. Damit bleibt er für seine Mitarbeitenden verlässlich und berechenbar. Ausserdem bietet er seinen Angestellten die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Schliesslich muss ein Unternehmen für das Vertrauen seiner Leute über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Nur so spürt es den Puls der Zeit und wird den Bedürfnissen seiner Anspruchsgruppen gerecht.

Stefan Räbsamen, vielen Dank für das Gespräch.