Vertrauen schafft Mut

Seit bald zehn Jahren leitet Michaela Christian Gartmann den Bereich Human Capital bei PwC Schweiz. Mut ist für die Personalchefin ein zentraler Faktor, der massgebend zur Stärkung der Unternehmenskultur beiträgt.

Magazin: Aus Mut gemacht – Oktober 2022

Warum ist Mut wichtig für die Firmenkultur und den unternehmerischen Erfolg?

Um Menschen voranzubringen, ihre Potenziale zu erkennen und zu fördern, braucht es Entwicklung – und damit verbunden die Bereitschaft für Wandel und Transformation. Ohne Mut kann keine Innovation stattfinden. Bei PwC Schweiz ist Mut deshalb ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Wir legen bereits im Rekrutierungsprozess viel Wert auf das Finden von Menschen, die zu unserer Kultur und zu unseren Werten passen.

Die aktuelle Führungsrolle bei PwC Schweiz ist die des Coaches und Wegbereiters. Was genau heisst das?

Unser Businessmodell stellt die Entwicklung von Menschen ins Zentrum. Wer zu uns kommt, wird auf seinem Karriereweg gefördert, aber auch gefordert. Vorgesetzte haben in der Rolle als Coach zwei Aufgaben: zum einen, die Mitarbeitenden bei ihrer Entwicklung zu begleiten, zu motivieren und zu unterstützen. Zum andern muss der Coach sicherstellen, dass die Leistung stimmt. Obwohl unsere Mitarbeitenden in Bezug auf ihre Karriere die Zügel in der Hand haben, müssen Vorgesetzte wo nötig eingreifen und – im Dialog mit den Mitarbeitenden – die Richtung adjustieren. Dazu finden regelmässig Feedbackgespräche statt. Diese sind nicht immer einfach:  Ansätze für die Förderung kommen nicht immer an, das Übermitteln von kritischem Feedback kann enttäuschen oder Spannungen auslösen. Ich bin davon überzeugt, dass Entwicklung und Wandel nur möglich sind, wenn man bereit ist, Schritte zu gehen, ungewohnte oder sogar aufreibende Situationen offen zu durchleben und auszuhalten. Rückmeldungen sind deshalb zentral und motivierendes Feedback genauso wichtig wie konstruktive Kritik. Wenn die Beziehungsqualität stimmt, kann aus letzterer sogar mehr gelernt werden.

Michaela Christian Gartmann
Territory Human Capital Leader, PwC Schweiz

Lässt sich Mut denn trainieren?

Auf jeden Fall. Die Methoden, um Mut zu trainieren, sind vielfältig: die Komfortzone mit kleinen Mutproben zu verlassen, sich bewusst seinen Ängsten zu stellen oder mentales Training. Für die Ermutigung von Mitarbeitenden nehmen Führungspersonen eine zentrale Rolle ein. Ich bin davon überzeugt, dass das Vertrauen, welches man einem Menschen schenkt, Mut erzeugt. Vertrauen ist die Basis dafür, dass Mitarbeitende an ihre Fähigkeit und ihr Potenzial glauben. Eine gelebte Fehlerkultur und psychologische Sicherheit sind Voraussetzung, damit sie sich trauen, Bestehendes zu hinterfragen und Neues auszuprobieren, selbst wenn das mit Risiken ver­bunden ist. Letztendlich ist Mut aber auch etwas sehr Persönliches. Das Verlassen der Komfortzone heisst für jede und jeden etwas anderes. Seine Meinung zu vertreten, kann ebenfalls Mut erfordern. Die eigene Stimme zu erheben, gehört in unserem Unternehmen zur Kultur. Deshalb stellen wir Mitarbeitenden auch unterschiedliche Plattformen und Wege zur Verfügung, über die sie ihre Meinung äussern, Feedback geben oder auch auf mögliche Missstände hinweisen können. Unser Ziel ist es, Lösungen auf wichtige Fragestellungen zu finden. Das bedingt, den Mut zu haben, neue Wege einzuschlagen. Diese Haltung ist in unserem Verhaltenskodex fest verankert.

Apropos «neue Wege einschlagen»: Gibt es eine Initiative, bei der Sie eine Vorreiterrolle übernommen haben?

Während der Pandemie wollten wir gezielt in Erfahrung bringen, wie es unseren Mitarbeitenden geht. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Strategisches Management und Innovation von Professor Dr. Georg von Krogh an der ETH Zürich führte PwC Schweiz dazu eine Studie durch. Gleichzeitig starteten wir einen Dialog darüber, welches der neue Standard für das Arbeiten nach der Pandemie sein soll. Das Feedback aus diesen Befragungen war die Basis zur Entwicklung eines neuen hybriden Arbeitszeitmodells. Hier haben wir eine Vorreiterrolle eingenommen, indem wir die Rückmeldungen unserer Mitarbeitenden rasch in die Praxis übersetzt haben. Schliesslich stehen die Zufriedenheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden im Zentrum. So sind wir beispielsweise das Thema mentale Gesundheit schon vor der Pandemie konkret angegangen. Auch dank der Studienergebnisse aus der ETH-Befragung konnten wir unser bestehendes Programm «Be well, work well» noch besser auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden anpassen, um sie während der Pandemie mit gezielten Angeboten und Trainings begleiten und stärken zu können.