Wenn der Blick der Rektorin von ihrem Schreibtisch aus dem Fenster schweift, liegt Basel ihr zu Füssen. In der Ferne ragt der Roche Tower in die Höhe, das derzeit höchste Gebäude der Schweiz. Das Rektorat mit Schenker-Wickis Büro, in dem weisses Mobiliar und helles Holz dominieren, ist im zweitobersten Stock eines nüchternen Zweckbaus auf der Grossbasler Seite der Stadt untergebracht. Unter dem gleichen Dach residieren die Basler Handelsgesellschaft und der Branchenverband Interpharma.
Wir sprechen über Kunden. Auf die Frage, wer denn die Kundschaft einer Universität sein könnte, muss sie kurz nachdenken. Kundschaft? «Nein, wir sprechen nicht von Kunden, sondern von sogenannten Anspruchsgruppen», von unseren Stakeholdern, sagt die Rektorin. Im Fall der 558 Jahre alten Bildungsinstitution gehören dazu die Studierenden, die Assistierenden aus dem unteren und oberen Mittelbau und die Professorinnen und Professoren sowie das zum Teil hochqualifizierte technische Personal, ohne das keine Forschung und kein Unterricht möglich wäre.
Die Rektorin hat aber auch mit externen Anspruchsgruppen intensiv zu tun. Dazu zählen Exekutive und Legislative der Trägerkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Darüber hinaus gehören die Öffentlichkeit, die Medien, andere Bildungsträger, Forschungspartner und Drittmittelgeber sowie private Förderer zu den Stakeholdern der Universität, ebenso wie Lieferanten und Erbringer von Dienstleistungen aller Art, die zum Funktionieren des Grossbetriebs beitragen. Auch wenn die Auseinandersetzung über Ausstattung und Mittel nicht immer einfach sei: «Für die Arbeit der Politik bringe ich grossen Respekt auf», sagt Schenker-Wicki.
«Kontextwissen wird wichtiger.»
Die rund 13’000 Studentinnen und Studenten, die mit ihrer Nachfrage nach Bildung und dem Entrichten der Studiengebühren noch am ehesten mit dem Begriff Kunde in Verbindung gebracht werden könnten, mag Schenker-Wicki so nicht bezeichnen. Denn wer lernt, tut dies für sich und sein persönliches Fortkommen. Wissen ist keine Handelsware, dieses zu vermitteln keine Dienstleistung im klassischen Sinne, sagt sie.
Transparenz bei Forschungsvorhaben
Die Universität Basel zählt landesweit zu den führenden Hochschulen beim Einwerben von Drittmitteln für Forschungsprojekte. Die Nähe zu den international tätigen Unternehmen der Pharma- und Chemiebranche, die einen Teil ihrer eigenen Forschung in der Stadt am Rheinknie konzentriert haben, hilft dabei. «Unser künftiger Wohlstand hängt nicht zuletzt davon ab, was die Universitäten leisten. Sie sind Wachstumsmotoren für ihre jeweiligen Regionen und für die Gesellschaft als Ganzes», ist Schenker-Wicki überzeugt.
Als Beispiel für die Chancen, die sich daraus ergeben, nennt die Rektorin das gemeinsam mit Novartis gegründete neue Augeninstitut. Eine einmalige Chance, weil dort Grundlagen- und klinische Forschung sowie produktnahe Entwicklung unter einem Dach angesiedelt sind.
Für die Förderung von Forschungsvorhaben gilt an der Universität Basel ein umfassendes Sponsoring-Reglement, «eines der strengsten in der Schweiz». Die Verträge mit externen Partnern liegen offen und können eingesehen werden. Das Rektorat setzt sich dabei für volle Transparenz ein, bei der Zusammensetzung von Gremien achtet man auf Unabhängigkeit.