«Digitalisierung heisst nicht, bestehende Prozesse eins zu eins vom Papier aufs Tablet zu transferieren, sondern mit den digitalen Möglichkeiten gänzlich neue Prozesse zu entwickeln», sagt Tobias Häckermann. Der studierte Rechtswissenschafter ist Kopf der Firma Sherpany, die mit einem digitalen Boardroom die Arbeit im und für Verwaltungsräte und ähnliche Gremien vereinfacht. «Jeder findet blitzschnell alle relevanten Unterlagen, kann diese thematisch abarbeiten, Notizen anbringen, sich mit anderen Mitgliedern des Rates darüber austauschen und natürlich auch elektronisch abstimmen», erklärt der zweifache Unternehmer Häckermann. Rein theoretisch braucht es gar kein physisches Zusammentreffen eines Verwaltungsrates mehr.
«Vertrauen ist das A und O meines Geschäftes und ich vertraue auf die digitalen Möglichkeiten.»
«Digital transformieren heisst manchmal auch einen Schritt zurück machen», sagt Häckermann und meint damit, dass vorhandene Prozesse angepasst werden müssen. Diesen Mut zur Anpassung hat er selber lernen müssen mit seiner Firma, die zuerst Agilentia hiess, 2013 zu Sherpany umgetauft wurde und sich im schwierigen Jahr 2015 restrukturierte. Schwierig, weil das einstige Herzstück der Firma, eine Plattform für die Information und Interaktion mit den Aktionären börsenkotierter Firmen, bei der Zielgruppe nicht ganz so ankam, wie es sich die Erfinder erhofft hatten. Sie hatten die Plattform als eine Art Facebook für Aktionäre entwickelt, wo offizielle Informationen der gelisteten Firmen zugänglich sind, die den Aktionären die Möglichkeit bieten, sich untereinander via Kurznachrichten auszutauschen und wo sie ihre Stimmen für die Generalversammlung elektronisch abgeben können. Die Plattform wurde aber von den Aktionären nicht so rege genutzt, wie Häckermann sich das vorgestellt hatte. «Wir mussten akzeptieren, dass weder Gesellschaften noch Aktionäre zum jetzigen Zeitpunkt bereit sind, auf den Digitalisierungszug aufzuspringen – auch wenn dieser sich wohl nicht mehr aufhalten lässt.»