Wie relevant sind solche digitalen Dienstleistungen für die CSS?
Sie sind wichtig, da sich immer mehr Kunden digital durch den Versicherungsprozess bewegen wollen. Wir versuchen jedoch gleichzeitig, eine Ausgewogenheit zwischen digitalen und physischen Angeboten zu erzielen.
Weshalb?
Im Rahmen unserer Omnichannel-Strategie wollen wir unsere Kunden auf allen Kanälen ansprechen. Die digitalen Angebote sind dabei natürlich zentral. Wir verfügen aber auch über ein dichtes Agenturnetz; in dieses werden wir ebenfalls investieren. Unser Ziel: Wir begleiten unsere Kunden entlang der Episoden «gesund sein, gesund werden und mit Krankheit leben» und ermöglichen ihnen eine einfache Navigation durch unser digitales und analoges Angebot.
«Unser Ziel: Wir begleiten unsere Kunden entlang der Episoden ‹gesund sein, gesund werden und mit Krankheit leben› und ermöglichen ihnen eine einfache Navigation durch unser digitales und analoges Angebot.»
Inwieweit nutzen Sie die digitalen Angebote, um neue Kunden zu gewinnen – insbesondere die Jungen?
Wir bewerben die digitalen Dienstleistungen sehr aktiv und versuchen, damit neue Kunden zu erreichen. Wir spüren, dass jüngere und ältere Versicherte ein Bedürfnis nach digitalen Angeboten haben, genauso wie nach unkomplizierten, effizienten Services.
Sie haben jüngst einen Preis für QualiCheck, einen Spitalvergleichsdienst, gewonnen. Was ist die Idee dahinter?
Vergleiche im Gesundheitswesen sind nötig, denn sie erhöhen die Transparenz. Unser Ziel ist es, den Kunden aufzuzeigen, was ein Spital leistet. Wir wollen künftig noch einen Schritt weiter gehen und das Portal zu einer Art TripAdvisor weiterentwickeln.
Soll der Kunde selbst eine Kritik schreiben?
Ja, wir wollen seine Meinung berücksichtigen.
Wenn man sieht, wie die Kritiken bei den Hotels ausfallen, scheint dies nicht ganz unproblematisch …
Wir werden uns gut überlegen, wie wir die Versicherten einbeziehen. Die Kundenführung ist entscheidend, da die Versicherten oft nur schwer beurteilen können, ob beispielsweise ein Orthopäde gut arbeitet oder nicht. Daher müssen wir Hilfestellungen bieten.
Wird dies die Liste der zugelassenen Spitäler beeinflussen?
In der Grundversicherung ist diese vorgegeben. Doch in der Zusatzversicherung können wir die Auswahl selbst vornehmen. Dieses Steuerungsinstrument ist im Zusammenhang mit der Kostendiskussion sehr vielversprechend. Und die Versicherten könnten Prämien sparen, wenn sie eine Einschränkung bei der Spitalwahl in Kauf nehmen – analog zu den alternativen Modellen der Grundversicherung. Denkbar wäre auch, dass wir einen Anreiz in Aussicht stellen, wenn sie sich auf die Empfehlungen des QualiCheck stützen.
Sie sagten einst, dass Sie sehr viel darin investieren, die Daten der Kunden zu verstehen, zu strukturieren und zum Wohle der Kunden zu nutzen. Wie ist das zu verstehen?
Das bezieht sich einerseits auf die Rechnungs- und Kostenkontrolle. Hier wollen wir den Automatisierungsgrad erhöhen, um unseren Fokus verstärkt auf die komplexeren Fälle zu legen. Das ist uns in den vergangenen drei Jahren gut gelungen. Mithilfe der Datenanalyse versuchen wir andererseits, Präferenzen der Kunden zu erkennen, um ihnen neue Produkte und Services anzubieten. Dabei hat der Datenschutz oberste Priorität. Wir stehen in regelmässigem Kontakt mit dem Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten, dem wir alle unsere Vorhaben vorlegen. Nur wenn wir sehr sorgsam mit den Kundendaten umgehen, schenken uns die Versicherten das nötige Vertrauen.
Viele Versicherte befürchten, dass sie dadurch zu einem gläsernen Kunden werden.
Es ist entscheidend, dass wir unsere Kunden aufklären und ihnen aufzeigen, was mit ihren Daten geschieht. Wenn man ihnen den Nutzen darlegen kann, dann ist die Bereitschaft viel höher, Daten zu teilen.
Wie sichern Sie sich gegen Cyberkriminalität ab?
Wir haben organisatorische und technische Massnahmen ergriffen und sensibilisieren unsere Mitarbeitenden. Sie werden immer wieder mit Phishing- und Social-Engineering-Attacken konfrontiert. Daher sind unsere Schulungen und Simulationen essenziell.
Wie werden sich die Kundenbedürfnisse in den kommenden Jahren verändern?
Die Kunden wollen immer mehr Komfort. Weiter sind ein guter Service, Hilfestellungen und Informationen zentral. Schliesslich dürfte das Thema Ökosystem an Bedeutung gewinnen. Wir wollen unsere Kunden im Bereich Gesundheit entlang ihres Lebenszyklus begleiten und umfassende Dienstleistungen im Bereich Gesundheitsförderung, Prävention, Therapie, aber auch im Falle einer chronischen Krankheit anbieten. Dazu planen wir, uns mit Partnern zu vernetzen. Angesichts des medizinischen Fortschritts werden wir uns auch mit der Langlebigkeit auseinandersetzen müssen. Es stellt sich die Frage, welche Versorgung wir den Patienten im Rahmen der Grundversicherung noch bieten können.
Wie stellen Sie sich dieses Ökosystem vor? Werden Sie zukünftig zum Beispiel eigene Fitnesscenter betreiben?
Es geht vielmehr um die Vernetzung mit Leistungserbringern. Daneben wollen wir neue Geschäftsmodelle in gesundheitsnahen Bereichen identifizieren.
Wie wird sich das hiesige Gesundheitswesen verändern?
Es braucht Massnahmen, um die Kostenerhöhung zu dämpfen, da die Haushaltsbudgets des Mittelstands stark beansprucht sind. Die nachhaltige Finanzierung des Gesundheitswesens beschäftigt uns intensiv. Wir setzen uns dafür ein, dass die Prämien bezahlbar bleiben und dass Solidarität und Eigenverantwortung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Wenn wir die jährlichen Kosten von 82 Milliarden Franken im Gesundheitssektor linear auf die Zukunft extrapolieren, dann werden diese schon in zwei bis drei Jahren auf 114 Milliarden Franken anwachsen. Das kann sich niemand mehr leisten.
Philomena Colatrella – ganz persönlich
Welches persönliche Ziel haben Sie sich für das Jahr 2019 gesteckt?
Ich möchte mir mehr Zeit für Musse und Entspannung nehmen, beispielsweise, um Klavier zu spielen.
Wo tanken Sie Energie?
Der Ausgleich durch den Sport ist mir wichtig. Am meisten Energie tanke ich aber, wenn ich mit Freunden einen Abend verbringen kann und interessante Gespräche führe. Ich bin ein geselliger, leidenschaftlicher Mensch.
Von welchem Grundsatz lassen Sie sich im Berufsleben leiten?
Man soll sich selber treu bleiben.
Sind Sie eher eine Lerche oder Eule?
Beides. Ich lese viel von 4 Uhr morgens bis 6 Uhr. Mir reichen sechs Stunden Schlaf. Zugute kommt mir, dass meine Regenerationszeit relativ kurz ist; meine Energiespeicher füllen sich schnell.
Wenn Sie zaubern könnten: Welches Produkt oder welche Dienstleistung würden Sie sich in Zukunft wünschen?
Das wäre ein digitaler Berater, der mir während 24 Stunden am Tag zu allen Fragestellungen eine Antwort liefern könnte – von Gesundheitsfragen bis hin zu Konsumthemen.
Was steht bei Ihnen zuoberst auf der Einkaufsliste im Jahr 2019?
Ein neues Klavier. Mein altes steht im Ferienhaus meiner Eltern. Und für einen Flügel fehlt mir der Platz.