Effizienzschub dank Digitalisierung

Text: Redaktion ceo Magazin | Bilder: Markus Bertschi | Magazin: Life & Science – Juli 2017

Der Selfmade-Unternehmer Antoine Hubert hat die zweitgrösste Gruppe von Privatspitälern in der Schweiz aufgebaut. Als Investor sucht er laufend neue zukunftsträchtige Beteiligungen im Life-Sciences-Sektor. Er glaubt, das Gesundheitswesen stehe vor einem tiefgreifenden Wandel.

Wenn Antoine Hubert auf seine Smartwatch schaut, liest er nicht nur die Uhrzeit ab und schaut, wer gerade anruft. Das Gerät am Handgelenk zeichnet auch seine Herzfrequenz auf und misst die Fitness-Aktivitäten. Für den 51-jährigen Unternehmer, der seit 30 Jahren Firmen gründet, kauft und aufbaut und dafür ständig unterwegs ist, dürfte diese Uhr eine kleine Absicherung gegen gesundheitliche Probleme sein. Er trägt sie aber auch, weil sie für ihn ein Vorbote ist von Technologien, die unser Verhältnis zu Medizin und Gesundheit verändern werden.

«In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden wir zwei grosse Entwicklungen im Gesundheitswesen mit weitreichenden Folgen sehen: die Digitalisierung und globale Anbieter von Leistungen», so Hubert. Schon heute sieht er Google, Apple oder Swisscom als künftige Mitbewerber. In der Schweiz sind es Anbieter wie die Migros, die in den Healthcare-Sektor investieren und dabei auch neuartige digitale Aktivitäten im Auge haben.

Fokus auf längeres Leben

«Algorithmen helfen, die Diagnose zu verbessern. Und digitales Monitoring, etwa in der Radiologie, arbeitet genauer als traditionelle Methoden», sagt Hubert. Die finanzkräftigen US-Konzerne strecken ihre Fühler bereits in Richtung Gesundheitsmärkte aus.

«Für kleinere Kliniken wird es schwerer, allein zu bestehen.»

Seit Hubert in den 1990er Jahren als Immobilieninvestor ein Privatspital im Waadtländer Weinbaudorf Genolier hoch über dem Genfersee übernahm und es erfolgreich sanierte, ist auch er an solchen Themen interessiert. Aus der einen Einrichtung ist inzwischen ein Netzwerk aus 16 Kliniken geworden, die Nummer 2 auf dem Markt. Und mit Produkten und Dienstleistungen der Marke Nescens ist das Swiss Medical Network beispielsweise im Bereich Better-Aging tätig.

Konsolidierung im Spitalmarkt

«Für kleinere Kliniken wird es schwerer, allein zu bestehen», sagt der Delegierte des Swiss Medical Network. Unabdingbar sei es, sich auf einige ärztliche Gebiete zu spezialisieren, auch als regionaler Versorger. Er kann sich vorstellen, dass in naher Zukunft fünf bis zehn weitere Spitäler zur Gruppe stossen. Damit würde das Netzwerk eine Grösse erreichen, die es erlaubt, auch international Fuss zu fassen.

Neue Technologien im Bereich der Medizin einzuführen, gehört zu Huberts Mission. So hat er eine Stiftung reaktiviert, die Ärzte dabei unterstützt, effiziente Heilungstechniken anzuwenden, für die es im regulierten Abgeltungssystem noch keine Entschädigungen gibt und folglich wenig Anreize, sie einzusetzen. «Wir waren die Ersten, die in der Behandlung von Brustkrebs die Intraoperative Be­strahlungs-Therapie (IORT) eingesetzt haben. Dank einer während der Operation eingesetzten Dosis wirkt diese Therapie schneller und besser als traditionelle Methoden», sagt Hubert. Die Digita­lisierung wird im Gesundheitswesen einen Effizienzschub auslösen, ist er überzeugt.

Antoine Hubert (51) ist einer der Mehrheitsaktionäre und Delegierter des Verwaltungsrates von Aevis Victoria mit Sitz in Freiburg. Die an der Schweizer Börse kotierte Beteiligungs­gesellschaft investiert im Healthcare-Bereich, in Life Sciences sowie in die medizinische Betreuung und in Lifestyle-Dienst­leistungen. Zu den Beteiligungen gehören unter anderem die zweitgrösste Privatklinikgruppe der Schweiz, Swiss Medical Network, die Luxushotelgruppe Victoria-Jungfrau Collection und der Telemedizin-Anbieter Medgate. Hubert machte sich nach einer Lehre als Elektriker im Alter von 21 Jahren selbständig und investiert seither laufend in neue Projekte und Unternehmen. Er lebt mit seiner Familie in Crans-Montana VS.

www.swissmedical.net

Angenehmes Umfeld für die Regeneration

Elektronische Patientendossiers, wie sie das Swiss Medical Network jetzt überall erstellen will, dürften die Betreuung der Patienten markant verbessern. Dabei steht für Hubert das Wohlbefinden der Patienten im Mittelpunkt. «Warum müssen Spitäler nach Spital riechen, warum ist dort alles so weiss und freudlos?», fragt Hubert. Wo Renovationen und Umbauten in den Häusern von Swiss Medical Network anstehen, wird versucht, die bisherigen Stigmata des Spitals zu eliminieren. «Ein angenehmes Umfeld ist Voraussetzung für eine rasche Regeneration», ist er überzeugt.

«Revolutionen gehen stets von neuen Herausforderern aus.»

Antoine Hubert will Synergien zwischen den zur Holding Aevis Victoria gehörenden Luxushotels der Victoria-Jungfrau Collection und den Privatkliniken nutzen. «40 Prozent der Arbeit im Kranken­haus entfällt auf Hotellerie.» Während in der Hotelbranche Firmen wie Booking.com oder Airbnb mit digitalen Angeboten die Karten schon neu gemischt haben, stehe dies im Gesundheitswesen noch bevor, ist er überzeugt. «Revolutionen gehen stets von neuen Herausforderern aus.»