Wenn Antoine Hubert auf seine Smartwatch schaut, liest er nicht nur die Uhrzeit ab und schaut, wer gerade anruft. Das Gerät am Handgelenk zeichnet auch seine Herzfrequenz auf und misst die Fitness-Aktivitäten. Für den 51-jährigen Unternehmer, der seit 30 Jahren Firmen gründet, kauft und aufbaut und dafür ständig unterwegs ist, dürfte diese Uhr eine kleine Absicherung gegen gesundheitliche Probleme sein. Er trägt sie aber auch, weil sie für ihn ein Vorbote ist von Technologien, die unser Verhältnis zu Medizin und Gesundheit verändern werden.
«In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden wir zwei grosse Entwicklungen im Gesundheitswesen mit weitreichenden Folgen sehen: die Digitalisierung und globale Anbieter von Leistungen», so Hubert. Schon heute sieht er Google, Apple oder Swisscom als künftige Mitbewerber. In der Schweiz sind es Anbieter wie die Migros, die in den Healthcare-Sektor investieren und dabei auch neuartige digitale Aktivitäten im Auge haben.
Fokus auf längeres Leben
«Algorithmen helfen, die Diagnose zu verbessern. Und digitales Monitoring, etwa in der Radiologie, arbeitet genauer als traditionelle Methoden», sagt Hubert. Die finanzkräftigen US-Konzerne strecken ihre Fühler bereits in Richtung Gesundheitsmärkte aus.
«Für kleinere Kliniken wird es schwerer, allein zu bestehen.»
Seit Hubert in den 1990er Jahren als Immobilieninvestor ein Privatspital im Waadtländer Weinbaudorf Genolier hoch über dem Genfersee übernahm und es erfolgreich sanierte, ist auch er an solchen Themen interessiert. Aus der einen Einrichtung ist inzwischen ein Netzwerk aus 16 Kliniken geworden, die Nummer 2 auf dem Markt. Und mit Produkten und Dienstleistungen der Marke Nescens ist das Swiss Medical Network beispielsweise im Bereich Better-Aging tätig.
Konsolidierung im Spitalmarkt
«Für kleinere Kliniken wird es schwerer, allein zu bestehen», sagt der Delegierte des Swiss Medical Network. Unabdingbar sei es, sich auf einige ärztliche Gebiete zu spezialisieren, auch als regionaler Versorger. Er kann sich vorstellen, dass in naher Zukunft fünf bis zehn weitere Spitäler zur Gruppe stossen. Damit würde das Netzwerk eine Grösse erreichen, die es erlaubt, auch international Fuss zu fassen.
Neue Technologien im Bereich der Medizin einzuführen, gehört zu Huberts Mission. So hat er eine Stiftung reaktiviert, die Ärzte dabei unterstützt, effiziente Heilungstechniken anzuwenden, für die es im regulierten Abgeltungssystem noch keine Entschädigungen gibt und folglich wenig Anreize, sie einzusetzen. «Wir waren die Ersten, die in der Behandlung von Brustkrebs die Intraoperative Bestrahlungs-Therapie (IORT) eingesetzt haben. Dank einer während der Operation eingesetzten Dosis wirkt diese Therapie schneller und besser als traditionelle Methoden», sagt Hubert. Die Digitalisierung wird im Gesundheitswesen einen Effizienzschub auslösen, ist er überzeugt.