Wie lässt sich Smart Data ansonsten nutzen?
Über Daten lassen sich nicht nur Produkte simplifizieren, sondern auch Prozesse automatisieren, Netzoptimierungen vornehmen und neue Mehrwertdienste kreieren, die Effizienz und Qualität erhöhen. Swisscom nutzt künstliche Intelligenz zum Beispiel bei der Auswertung von Kundenrückmeldungen nach der Einführung neuer Produkte. Oder wir entwickeln mithilfe von Smart-Data-Ampelsteuerungen, wo sich die Rot- und Grünphasen anhand der Verkehrsflüsse in Echtzeit steuern lassen.
Viele Unternehmen sind in den letzten Monaten Opfer von Cyberattacken geworden. Ist das Netz unsicher geworden?
Cyberrisiken nehmen allgemein stark zu. Das Positive an den jüngsten Angriffen ist, dass sie Unternehmen für die Risiken im Netz und für notwendige Schutzmassnahmen sensibilisiert haben. Bei Swisscom kümmert sich ein spezialisiertes Team 24/7 darum. Schon bevor überhaupt ein Angriffsversuch erfolgt, gilt es zu eruieren, ob und wer einen solchen starten könnte. Dazu werden Frühwarnindikatoren und Anomalien bei den Datenbewegungen im Netz analysiert. Auch hier hilft künstliche Intelligenz.
«Aufgaben, die Intuition, Kreativität und Empathie erfordern, können Maschinen nicht übernehmen. Hier hat der Mensch ein klares Alleinstellungsmerkmal.»
Und welche Schutzmassnahmen sind notwendig?
Es braucht Abwehrsysteme. Datenverschlüsselung ist dabei nur eine von vielen möglichen Massnahmen. Cybersicherheit ist inzwischen ein globales Geschäft und bedingt ein permanentes Aufrüsten. Die Angreifer werden immer intelligenter, Angriffe immer aufwendiger. Waren es früher einzelne Hacker, stehen heute hochprofessionelle Organisationen dahinter. Zudem mehren sich in einer immer vernetzteren Welt die Angriffspunkte. Früher waren bloss ein PC und ein Handy am Netz. Mit dem Internet der Dinge wächst die Zahl der Endgeräte. Das soll uns aber nicht daran hindern, die neuen Technologien voranzutreiben.
Menschliches Verhalten und Einstellungen verändern sich deutlich langsamer, als der technologische Fortschritt voranschreitet. Was hat es mit dem unterschiedlichen Entwicklungstempo auf sich?
Der Mensch tendiert dazu, die Möglichkeiten der neuen Technologien zu Beginn jeweils zu überschätzen und im weiteren Verlauf zu unterschätzen. In aller Regel verändern neue Technologien zunächst einmal wenig. Setzen sie sich dann aber durch, erfolgt dies meist schneller als erwartet. Eines der vielen Beispiele dafür ist die Digitalfotografie.
Was braucht es für eine realistische Einschätzung?
Wir sollten eine Kultur entwickeln, in der wir mehr auf Experimentieren im Sinne von «Try fast, fail fast, learn fast» ausgerichtet sind. Wir müssen also auch Fehler zulassen, was unserem schweizerischen Perfektionismus etwas zuwiderläuft. Wir brauchen vor allem wieder mehr Pioniergeist, Neugier und Offenheit statt Angst vor Veränderung und Verlustangst. Will die Schweiz führend bleiben und sich ihren Wohlstand erhalten, darf sie nicht in Lethargie verfallen und eine defensive Haltung annehmen.
Gleichwohl erscheint einem die öffentliche Debatte bezüglich der Digitalisierung eher angstgetrieben.
Die Angst ist unbegründet. Die Geschichte zeigt es: Nach jeder technologischen Revolution gab es mehr Arbeitsplätze und Wohlstand als zuvor. Die Erfindung der Dampfmaschinen oder der Elektrizität hat die Berufsprofile substanziell verändert. Das heisst aber nicht, dass es nur noch hochausgebildete Personen braucht. Ich bin sogar überzeugt, dass wir ein Wiederaufleben von handwerklichen Berufen erleben werden. Denn automatisieren lassen sich nur sehr repetitive, einfache Aufgaben. Aufgaben, die Intuition, Kreativität und Empathie erfordern, können Maschinen nicht übernehmen. Hier hat der Mensch ein klares Alleinstellungsmerkmal.
Wird an Ihrer Stelle einst ein Roboter das Unternehmen leiten?
Das glaube ich nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass er gewisse Aufgaben von mir übernimmt, zum Beispiel beim Studium umfangreicher, komplizierter Berichte. Die könnte mir der Roboter in Zukunft so aufbereiten, dass ich mir in viel kürzerer Zeit das nötige Bild machen kann. Bei einer Verhandlung, beim Führen eines Mitarbeitergesprächs oder beim Projektmeeting mit einem Kunden wird er mich aber nicht ersetzen können. Ein Roboter ist letztlich immer nur so gut, wie man ihn programmiert hat.
Urs Schaeppi
Kurze Fragen – kurze Antworten
Welches ist Ihre Lieblings-App?
Ich habe keine. Meine Lieblings-App ist an sich mein Smartphone. Darauf habe ich mir eine digitale Welt eingerichtet, die ich je nach Situation nutze – sei es die Navigations-App oder Swisscom TV, mein Mail-Account oder ein Mobile-Payment-System.
Können Sie sich an Ihr erstes Handy erinnern?
Das war ein Natel C von Ericsson mit einer ausklappbaren Antenne. Nach einer halben Stunde Telefonieren war die Batterie jeweils leer. Jede Minute kostete einen Franken. Darauf folgten die GSM-Handys, die viel kleiner und kostengünstiger waren, was der Mobiltelefonie zum Durchbruch verhalf.
Welches Hintergrundbild ist auf Ihrem Handy zu sehen?
Das wechselt immer wieder. Aktuell sind es sogenannte «Snow Ghost Trees». Die tief verschneiten Bäume vor stahlblauem Himmel habe ich während eines Kanadatrips aufgenommen.