Was ist die grösste technische Neuheit in der Aroma- und Duftstoffbranche?
Berger: Wir haben durch unser Know-how im Bereich olfaktorische Rezeptoren einen echten Durchbruch bei der Eindämmung unangenehmer Gerüche erzielt. In den letzten 30 Jahren hat unser Forschungsteam eine multidisziplinäre Entwicklungsplattform aufgebaut. Damit wollen wir üblen Körper- und Abfallgerüchen in Küche und Toilette entgegenwirken. Unsere anerkannte Forschung in diesem Bereich lebt von unserem wissenschaftlichen Know-how in mehreren Bereichen: analytische Innovation, Rezeptorbiologie, organische Chemie, sensorische und kognitive Wissenschaft, Duftstoffentwicklung und -herstellung sowie Dosierungstechnologien. Unsere Technologie wirkt üblen Gerüchen entgegen, indem sie die Rezeptoren blockiert. So verhindert sie Gestank, anstatt den üblen Geruch mit einem Duft zu überdecken.
«Gerüche sind das Hauptgeschäft unseres Unternehmens.»
Und wozu ist dies gut?
Ghostine: Üble Gerüche sind weit mehr als eine persönliche Belästigung. Sie sind eines der grössten Gesundheitsprobleme in den Entwicklungsländern. Heute benutzen 2,5 Milliarden Menschen keine sanitären Anlagen, sondern verrichten ihr Geschäft im Freien. Dadurch breiten sich Krankheiten aus und die Umwelt wird beeinträchtigt. Zudem sind diese Menschen dabei Gefahren und Attacken ausgeliefert. Gerüche sind das Hauptgeschäft unseres Unternehmens: Wir wissen, dass viele dieser Menschen keine Toilette benutzen, weil sie den Gestank darin nicht aushalten. Deshalb sind wir eine Partnerschaft mit der Bill & Melinda Gates Foundation eingegangen. Gemeinsam wollen wir die Toilette neu erfinden und für mehr Hygiene sorgen. Unsere Vision ist es, den Menschen unsere bahnbrechenden Geruchskontrolltechnologien in Form von bezahlbaren und wirksamen Toilettenreinigungs- und Auffrischungsprodukten zugänglich zu machen, die diese am meisten benötigen. Indem wir die Reinigung und Nutzung von Toiletten angenehmer und beständiger gestalten, erhöhen wir die Toilettennutzung. Auf diese Weise helfen wir mit, das Leben von 800’000 Kindern zu retten, die jedes Jahr durch Krankheiten aufgrund mangelhafter Hygiene sterben.
Aromen und Duftstoffe sind also mehr als reiner Luxus?
Berger: Ja. Es sind wissenschaftliche Produkte. Wissenschaft ist unser Wachstumsmotor. Deshalb investieren wir 10 Prozent unseres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung – letztes Jahr belief sich dieser Betrag auf 320 Millionen CHF.