Massgeschneiderte Therapie

#innovativ  #unkonventionell  #zukunftsweisend
 

NeuroTransData hat sich auf die standardisierte Erfassung von digitalen Patientendaten spezialisiert. Geschäftsführer Dr. Arnfin Bergmann weiss, wie man bei den Patienten das nötige Vertrauen schafft und weshalb Datensammlungen für jedes Unternehmen zukunftsweisend sind.

Text: Tina Fassbind | Bilder: Moritz Hoffmann | Magazin: Vertrauen im digitalen Zeitalter – Dezember 2017

Herr Bergmann, Angaben über Patienten sind besonders heikel. Trotzdem verfügt NeuroTransData (NTD) bereits über eine Vielzahl von Datensätze. Warum?

Mit über 600’000 Patienten jedes Jahr haben wir inzwischen deutschlandweit die grösste Datensammlung im Bereich multiple Sklerose, Demenz, Epilepsie, Depression, Schizophrenie und bipolare Störungen aufgebaut. Unsere Patienten können sich darauf verlassen, dass wir ihre Daten mit grösster Sorgfalt behandeln und nach datenschutzrechtlichen Richtlinien erheben und speichern. Identifizierende Patientenangaben wie beispielsweise Name, Geschlecht oder Alter verbleiben immer in den Praxen. Zu uns gelangen ausschliesslich die anonymisierten, medizinischen Informationen. Diese sammeln wir in unserem zentralen Server, wo sie unter einer vielstelligen Ziffer- und Zahlenkombination abgelegt werden. Ebenso wichtig wie die Datensicherheit ist es aber, den Patienten den Nutzen klarzumachen,den sie aus dieser Datenbank ziehen können. Denn das Erfassen der Informationen beansprucht Zeit, und Patienten müssen dazu bereit sein, diesen Aufwand zu betreiben.

Und welcher Nutzen wäre das?

Der teilnehmende Arzt kann mit unserem System auf riesige Datensätze bisheriger Behandlungsdaten zurückgreifen. Daraus kann er eine für den Patienten passgenaue Rangliste möglicher infrage kommender Medikamente generieren. So kann der behandelnde Arzt für jeden Patienten schneller eine wirkungsvolle, individuelle Therapiemethode finden, die durch Real-World Data validiert ist.

Dr. med. Arnfin Bergmann ist Facharzt für Neurologie. Bergmann hat 1986 sein Studium der Humanmedizin in Freiburg im Breisgau abgeschlossen und anschliessend in Zürich, Bern und Ulm eine psychiatrische Ausbildung absolviert. 1989 folgte eine psychotherapeutische und neurologische Ausbildung in München. Seit 1995 führt der Gründer von NeuroTransData eine eigene Praxis in Neuburg an der Donau in Deutschland.

Vertrauen Sie darauf, dass die Angaben richtig im System erfasst werden, oder gibt es digitale Kontrollmechanismen?

Die medizinischen Daten werden von Ärzten und Mitarbeitern der Praxen erfasst, die bei uns eine Schulung absolviert haben und konstant weitergebildet werden. Zusätzlich validiert unser System die eingegebenen Werte anhand eines Kriterienkatalogs. Ist eine Eingabe falsch, werden die Praxen automatisch informiert und können den Fehler korrigieren.

«Umfassende Datenerhebungen ermöglichen es den Unternehmen, ihre Produkte konstant zu verbessern – das ist auch auf medizinische Behandlungsmethoden übertragbar.»

Wie können Sie sicher sein, dass die Praxen selbst vertrauenswürdig sind?

Ein Beitritt bei NTD ist nur möglich, wenn eine Praxis ISO-zertifiziert ist, bestimmte medizinische Kriterien erfüllt und von einem unserer Mitglieder vorgeschlagen wird. Abgesehen davon müssen die Antragsteller eine halbjährige Probezeit bestehen, bevor wir sie bei uns als Gesellschafter aufnehmen. Auch nach dem Beitritt werden die Praxen jährlich von einem externen Prüfer rezertifiziert. Das Motto «Einmal dabei, immer dabei» gilt bei uns also nicht.

NeuroTransData (NTD) wurde am 1. Februar 2008 gegründet. Derzeit gehören 153 Gesellschafter und 78 Praxen der GmbH an. Ziel von NTD ist die standardisierte Erfassung von Behandlungsmethoden, um die langfristige Entwicklung von Patienten und die Auswirkungen der Medikamente und Therapieverfahren zu dokumentieren sowie Vergleiche mit anderen Behandlungsfällen herzustellen. Die NTD-Datenbank enthält unter anderem Informationen zu den Krankheitsgruppen multiple Sklerose, Demenz, Epilepsie, Depression, Migräne, Bewegungskrankheiten (wie Morbus Parkinson) und Schizophrenie.

www.neurotransdata.com

Wie wichtig sind Datenpools wie Ihre für die Zukunft?

Sie sind von grosser Wichtigkeit. Umfassende Datenerhebungen ermöglichen es allen Ärzten, ihre Behandlungsqualität konstant zu objektivieren und damit zu verbessern. Mit Algorithmen, wie unserem PHREND®, lassen sich Gesetzmässigkeiten herausfiltern, die man durch eine grosse Zahl von sinnvoll ausgewählten Zielparametern erreichen kann.

Woher wissen Sie, dass NTD tatsächlich die relevanten Daten erfasst?

Wir arbeiten eng mit einer Vielzahl von Ärzten zusammen, und die Abläufe werden ständig verbessert. Daher wissen wir genau, welche Daten für unser System und damit für das Wohl des Patienten sinnvoll sind. Wir sind quasi unsere eigene Forschungsanstalt und entwickeln uns laufend weiter. Bei allem, was wir tun, steht das Wohl des Patienten absolut im Vordergrund und ist unsere treibende Kraft.

Dr. Arnfin Bergmann
Kurze Fragen – kurze Antworten

Welches ist Ihre Lieblings-App?
Google.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Handy erinnern? Welches Modell war es?
Ein Sony Ericsson zum Aufklappen.

Welchen Laptop-Hintergrund haben Sie?
Die Standard-Windows-Bilder im wechselnden Modus.