Ihr Büro am GC Campus in Niederhasli ist bald bezugsfertig. Auch sonst scheint Lara Dickenmann nach einem knappen Jahr als General Manager bei den GC Frauen langsam, aber sicher anzukommen. Als die Schweizer Rekordnationalspielerin nach Beendigung ihrer Profikarriere im vergangegen Jahr das Jobangebot erhielt, zögerte sie zunächst. «GC Frauenfussball ist nicht unbedingt der Verein, den man mit Erfolg im Schweizer Frauenfussball assoziiert. Und er ist etwas chaotisch», schmunzelt sie. Dennoch oder gerade deshalb sah sie grosses Potenzial: «Der Schweizer Frauenfussball ist für mich wirklich eine Herzensangelegenheit. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinken wir hinterher. Es gibt viel zu tun, und ich möchte meine Erfahrung dazu nutzen, etwas Tolles aufzubauen.»
Pionierin des Schweizer Fussballs
Ihre Erfahrung auf dem Platz kann sich wahrlich sehen lassen: Lara Dickenmann ist die erfolgreichste Schweizer Fussballerin. Keine andere prägte den hiesigen Frauenfussball so sehr wie sie. Ganze acht Mal wurde sie als beste Schweizer Fussballerin des Jahres ausgezeichnet. Als Lara Dickenmann 2019 ihren Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft bekanntgab, war sie Rekordnationalspielerin und Rekordschützin.
Phase des Zusammenfindens
Der Wechsel vom Fussballfeld an den Schreibtisch war herausfordernd. Plötzlich führte die Krienserin ein Unternehmen und hatte ein Budget zu verwalten. Ein mutiger Schritt, denn Managementerfahrung, auf die sie sich stützen konnte, hatte Lara Dickenmann nicht. Sie blieb in Wolfsburg, pendelte oder regelte Angelegenheiten per Telefon oder in virtuellen Sitzungen. «Normalerweise kommt man Schritt für Schritt zu dem Posten, den ich jetzt habe. Es gibt wirklich gute Tage und es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, alles fällt zusammen», sagt sie. Das erste halbe Jahr sei sehr anstrengend und turbulent gewesen. «Der GC ist ein grosser Verein mit zwölf Sektionen. Es dauerte eine Weile, bis ich wusste, wie alles funktioniert. Inzwischen habe ich viel gelernt. Der Austausch ist da und er ist gut. Ich fühle mich im Verein sehr willkommen.»
«Wir müssen daran arbeiten, dass es normal ist, dass in Frauen genauso viel investiert wird wie in Männer.»
Nun soll es für den GC Frauenfussball aufwärtsgehen. Als General Manager sei es ihre Aufgabe, den Frauenfussball innerhalb der Strukturen von GC und GC Fussball zu etablieren und zu fördern. «Im Fussball ist die Förderung der Jungs viel weiter als die der Mädchen. In Frauen sollte genauso viel investiert werden wie in Männer. Wir müssen daran arbeiten, dass das normal wird. Bei Lyon, Barcelona und anderen grossen Vereinen ist das Spielniveau der Frauen genauso gut oder gar besser als das vieler Männermannschaften. Und: Mit Frauenfussball lassen sich heute gute Einnahmen generieren.»