Mit Kreativität weiterkommen und Neues entdecken

Text: Redaktion ceo Magazin | Bilder: Marc Wetli | Magazin: Life & Science – Juli 2017

Ein Unternehmen im steten Wandel. Ein CEO, der seinen Teams Freiheiten gibt, damit sie Lösungen für die Zukunft entwerfen: Grégoire Poux-Guillaume führt den Industriekonzern Sulzer mit einer starken Vision. Er will, dass seine Leute die richtigen Themen angehen.

Herr Poux-Guillaume, was verbinden Sie – in wenigen Worten – mit dem Begriff «Leben»?

Lassen Sie es mich so formulieren: Das Leben ist ein Fluidum. Vieles ist im Fluss. Wir ­Menschen und viele Lebewesen bestehen mehrheitlich aus Flüssigkeit. Und fast alles, mit dem wir uns bei Sulzer beschäftigten, hängt irgendwie mit Fliessen und Flüssigem zusammen: Wasser, Öl, Transportieren oder Make-up zum Beispiel.

Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen, um das Leben zu verbessern?

Unsere Technologie trägt in vielerlei Hinsicht dazu bei, das Leben von Menschen zu verbessern und zu vereinfachen, und das in aller Welt. Dazu zählen die Trink- und die Abwasser-Aufbereitung oder eine effizientere Energiegewinnung ebenso wie die Ab­scheidung und Einlagerung von CO2. Vieles davon sieht man zwar nicht auf den ersten Blick. Aber jedes kleine Element trägt dazu bei.

«Meine Aufgabe ist es, die Stossrichtung vorzugeben und auf Worte Taten folgen zu lassen.»

Welchen persönlichen Anteil leisten Sie daran?

Da bleibe ich bescheiden. Ich bin erst seit anderthalb Jahren im Unternehmen. Meine Aufgabe ist es, die Stossrichtung vorzu­geben und auf Worte Taten folgen zu lassen.

Pumpen spielen eine wichtige Rolle in Sulzers Geschichte. Was bedeutet Ihnen diese Technologie?

Sie spielen nicht nur in der Geschichte von Sulzer eine Rolle! Pumptechnologie war schon in der Antike bekannt. Für mich ist es faszinierend zu sehen, wie eine Technik, die es schon so lange gibt, immer weiter ent­wickelt und perfektioniert werden kann. Darüber hinaus erstaunt es mich, in wie vielen Bereichen menschlichen Lebens Pumpen ­einen fundamental wichtigen Beitrag leisten. Das geht weit über die Bereiche Wasser und Energie hinaus.

Welche Vision treibt Sulzer an?

Sulzer ist in erster Linie – und das seit über 180 Jahren – ein Technologie-Unternehmen, das auf dem Know-how von Ingenieuren ­basiert und damit gross geworden ist. In all den Bereichen, in denen wir heute tätig sind, können wir uns weiterentwickeln und wachsen, aus eigener Kraft und mittels ­Akquisitionen. Dass es uns gelingt, überall auf der Welt hochqualifizierte Talente an uns zu binden, hilft uns dabei.

Welche Rolle spielen dabei Forschung und Entwicklung (F &E)?

Darauf baut das Unternehmen auf. Die Fähig­keit, stets von Neuem Innovationen her­vorzubringen und komplexe Lösungen zu entwickeln, und diese mit Patenten zu schützen, macht uns letztlich erfolgreich.

Grégoire Poux-Guillaume ist CEO des Industriekonzerns Sulzer. Das Amt trat der gebürtige Franzose im Dezember 2015 an. Der 46-jährige Maschineningenieur mit einem MBA aus Harvard war zuvor unter anderem für General Electric, Alstom, CVC Capital Partners, McKinsey und Total tätig. Er lebt mit seiner Familie im Kanton Zürich. Wandern und Skifahren mit den Kindern und mit Freunden nutzt er als Ausgleich zur Arbeit.

Wie hat sich F&E über die Zeit verändert?

Wenn ich selbst auf den Beginn meiner Laufbahn zurückblicke, war damals die Frage wichtig, wo die Forschungsabteilung eines Unternehmens angesiedelt sein soll. Heute besitzen wir hervorragende Methoden und Werkzeuge der Zusammenarbeit, die es uns erlauben, über Länder und Kontinente hinweg an den gleichen Projekten zu arbeiten. So lassen sich die besten Qualifikationen zusammenbringen. Wir kooperieren eng mit unseren Kunden und mit Universitäten auf der ganzen Welt und können Talente von überall für uns gewinnen. Das Wo ist kein Thema mehr.

Wo sehen Sie die Grenzen von Wissenschaft und Fortschritt?

Ich glaube, die Menschheit kennt keine Grenzen in Bezug auf das Denken und die Kreativität. Es sind eher ethische Fragen, die uns Grenzen setzen. Für mich geht es in erster Linie darum, mit Kreativität weiterzukommen und Neues zu entdecken.

«Ich glaube, die Menschheit kennt keine Grenzen in Bezug auf das Denken und die Kreativität.»

Zurück zum Thema Luft und Wasser: Was kann Sulzer zur Verbesserung der Umwelt in einer globalen Perspektive beitragen?

Mit Leitungssystemen für sauberes Frisch­wasser oder der Ausrüstung von leistungsfähigen Abwasserreinigungsanlagen, die wir weltweit anbieten, tragen wir unmittelbar dazu bei. Die Technologie zur Einlagerung von CO2 weist ein enormes Potenzial auf. Zwar sind Umweltthemen im Moment wieder etwas in den Hintergrund getreten. Aber die Zeit wird kommen, in der diese Technik, die sich derzeit in einer Art Warte­stand befindet, ihren Durchbruch erlebt.

Wie lassen sich im Moment solche ­Projekte finanzieren?

Derzeit sind es in erster Linie Pilotanlagen mit Vorzeigecharakter, in die investiert wird. Die Finanzierung speist sich aus unter­schiedlichen Quellen, darunter finden sich Mittel aus dem Privatsektor ebenso wie aus staatlicher Förderung und von Umweltfonds.

Ist Sulzer als Industriekonzern aus der Schweiz nicht zu teuer, um solche Projekte konkurrenzfähig zu realisieren?

Ich denke, da sollte man zwei Dinge trennen. Wir sind stolz auf unsere Herkunft. Sie ist ein wichtiges Element unseres Selbstverständnisses als Anbieter von qualitativ hochstehender Technologie und ein Qualität­s­versprechen an unsere Kunden. Die Pro­duktion erfolgt aber so nahe wie möglich an den jeweiligen Märkten. Ein Beispiel: Unsere Pumpen stellen wir nicht in der Schweiz, sondern in drei Werken in China und einem in Indien her. Die Kosten des Produkts ­hängen also nicht primär davon ab, dass wir ein Schweizer Unternehmen sind.

Das 1834 gegründete Unternehmen Sulzer mit Sitz in Winterthur ist spezialisiert auf Pumpen, Services für rotierende Maschinen sowie auf Trenn-, Misch- und Applikations­technologien. Mit einem Netzwerk von über 180 Produktions- und Servicestandorten bedient der Konzern in den Hauptmärkten Öl und Gas, Energie, Wasser sowie allgemeine Industrie Kunden auf der ganzen Welt. 2016 erzielte Sulzer mit rund 14’000 Beschäftigten einen Umsatz von knapp 2,9 Milliarden CHF.

www.sulzer.com

Sie erwähnten die Aktivitäten auf dem Gebiet von Gesundheit, Hygiene und Schönheit. Was genau fällt darunter?

Sulzer ist ein stark diversifiziertes Unternehmen. Mit unserer Misch- und Applika­tionstechnologie bieten wir Lösungen für die Herstellung von Medikamenten, Kosmetik und vielem mehr. Es kann also ein wenig Sulzer in einer Lotion oder einem Lippenstift stecken oder in einem Zahnersatz, den Sie benötigen. Wir sehen darin auch Wachstumsmöglichkeiten. Letztlich ist vieles von dem, was wir angehen, vom Bevölkerungswachstum und von der ökonomischen Entwicklung getrieben.

«Wir leben in einer Zeit konstanten Wandels, er ist prägend für unsere Zeit.»

In der langen Geschichte Sulzers und bis heute ist der Wandel eine Konstante ­geblieben. Altes wird abgestossen, Neues kommt hinzu. Was bedeutet Ihnen die Veränderung?

Wir leben in einer Zeit konstanten Wandels, er ist prägend für unsere Zeit. Die Fähigkeit, Veränderungen zu antizipieren und auf sie schnell zu reagieren, macht Unternehmen wie Sulzer stark. Die Firma hat sich häufiger gewandelt als viele andere. Auch als CEO, vom dem man für gewöhnlich annimmt, er könne Marktveränderungen vorhersehen, bin ich immer wieder überrascht, was sich und wie schnell etwas ändert. Ich habe meine Sicht auf die Dinge, aber keine Sicher­heiten.

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Durchblick: Ein Mitarbeiter macht sich an die Überholung eines Generators.
Einblick: Hier wird eine Pumpenplattform aufgebaut.