Management oder Wissenschaft – was ist für Novartis wichtiger?
Unser Geschäft dreht sich um Wissenschaft. Im Zentrum stehen dabei Forschung und Entwicklung. Deshalb suchen wir weltweit die besten Wissenschaftler, ganz egal, wo sie arbeiten oder leben. Wir kommen zu ihnen, nicht sie zu uns. So unterhalten wir Forschungs- und Entwicklungsstandorte in Europa, den USA und Asien. Das Organisationsprinzip von Novartis beruht darauf, die besten Wissenschaftler zu finden und sie ihre Entdeckungen und Arbeit machen zu lassen. Ich verlange von ihnen herausragende Wissenschaft – ihre Managementfähigkeiten sind weniger entscheidend. Trotzdem erwarte ich, dass sie in der Verwaltung von Programmen, Mitarbeitern und Ressourcen bewandert sind. Von unseren Managern wiederum fordere ich erstklassiges Management und wissenschaftliche Kenntnisse. Wir streben also sowohl in der Wissenschaft als auch beim Management eine Kombination aus Brillanz und Können an.
Wie gewinnen und binden Sie die Besten?
Wir sind in einer Branche tätig, in der Menschen arbeiten, die anderen helfen wollen. Wir gewinnen unsere Mitarbeiter, indem wir ihnen aufzeigen, inwiefern wir den Erhalt und die Verlängerung von Leben als Kernaufgabe verstehen. Als bei uns vor drei Jahren viele wichtige Patente ausliefen, startete ich das Programm «Long Live Life». In dessen Rahmen forderten wir unsere Mitarbeiter auf, persönliche Geschichten von Familienmitgliedern, Freunden oder Kollegen zu erzählen, die von einer Krankheit betroffen waren und denen Novartis helfen konnte. Einige dieser Geschichten waren sehr bewegend. Sie trugen dazu bei, dass unsere Mitarbeiter das Ziel unseres Unternehmens emotional verinnerlichten. Das steigert Motivation und Engagement, gerade wenn das Unternehmen schwierige Zeiten durchlebt.
«Die beste Wertschöpfung in unserer Branche ist die hauseigene.»
Wer sind Ihre wichtigsten Mitbewerber im Kampf um Talente, und wie konkurrieren Sie mit ihnen?
Unser Talentwettbewerb richtet sich nicht gegen andere grosse Pharmafirmen, sondern gegen Biotechnologie-Unternehmen. Manche Wissenschaftler glauben, dass sie bei kleinen Startups schneller und mehr bewegen können, da sie dort mehr Freiheit geniessen würden. Daher geben wir unseren Wissenschaftlern viel Freiheit für eigene Entdeckungen. Sie sind bei uns genauso frei wie in einem Biotech-Unternehmen. Denn bei der Forschung schreiben wir ihnen wenig vor. Zudem trennen wir die Wissenschaftler bewusst von den Marketingteams. Diese sollen unsere Wissenschaftler nicht mit falschen Erwartungen entmutigen. Wir gewähren die Freiheit für Entdeckungen, weil sich damit neue Chancen eröffnen.